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Anna Khvedeliana verlor 2001 ihren Mann Giorgi Enukidze, der für eine Firma arbeitete, die in Tlugi Samen erntet. Er war in einen hohen Baum geklettert, dessen Spitze gekappt worden war, um die Ernte zu erleichtern. Der Ast, der die neue Spitze bildete, war zu schwach, so dass er mit der ganzen Spitze zu Boden stürzte.
Giorgi Enukidze wurde 49 Jahre alt und hinterließ Frau und drei Kinder.
Da die Familie nicht versichert war, ist sie nach dem Tod des Versorgers schlecht gestellt. Der Staat zahlt eine kleine Rente, solange die Kinder unter 18 sind.
Die georgische Saatgutfirma bezahlte die Beerdigung …
Anna sammelt nach wie vor Samen für dieselbe Firma – immer noch ohne Sicherheitsleine. Ihr Sohn hat in diesem Jahr 1 Tonne Samen geerntet.

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Levan Kobakhidze wurde nur 16 Jahre alt. Er arbeitete mit einigen Freunden im Wald, da die Schule wegen des damaligen Bürgerkriegs geschlossen war. Er wollte seiner Familie helfen, die in Tbilisi lebt.
Als er 1993 Zapfen in Tlugi erntete, stürzte er beim Versuch, von einem Baum zum anderen zu springen, aus großer Höhe ab.
Es gab keine Entschädigung von irgendeiner Stelle. Eine Versicherung bestand ebenfalls nicht. Die Familie konnte gerade die Beerdigung bezahlen, ihm jedoch keine ordentliche Grabstätte geben.
Der Vater bekam nach dem Tod des Sohnes eine Depression und nahm sich einige Tage später das Leben.
Er hinterließ seine Frau Leila Kobakhidze und seine kleinen Zwillingstöchter Tea und Teona.

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Gaga Namgaladze sprang 1994 von einem Baum zu einem anderen. Als er in der Spitze des anderen Baums landete, brach diese ab, und er stürzte zu Boden.
Er wurde 26 Jahre alt und hinterließ seine Frau und eine zweijährige Tochter.
Damals gab es weder eine Versicherung noch staatliche Unterstützung. Die arme Familie war auf die Hilfe von Gagas Bruder Rati Namgaladze und anderer Verwandter angewiesen.

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Die Tochter Natia Kharebashvili vor dem Baum, aus dem ihr Vater zu Tode stürzte.
Ivane Kharebashvili (54), unterrichtete viele Jahre lang in Physik und Mathematik an der Schule von Glola. Er lebte in Glola, einem Urlaubsort nur wenige Kilometer von der umstrittenen Region Ossetien, mit seiner Frau Lali Kharebashvili, die ebenfalls Lehrerin ist, und seinen drei verheirateten Töchtern (31, 29 und 27).
Eines Tages rief jemand aus Ambrolauri an und sagte, dass Zapfen gebraucht würden. Ivane kletterte also auf die Tannen unweit seines Hauses, um Zapfen zu ernten. (Die Menschen in dieser verarmten Gegend nutzen jede Gelegenheit, um sich ein Zubrot zu verdienen – ohne zu wissen, für wen sie arbeiten). Zwei zehnjährige Jungen sammelten unten die Zapfen ein, die er hinunterwarf. Plötzlich brach ein Ast, und Ivane stürzte aus dem fast 40 m hohen Baum. Die erschrockenen Kinder holten Hilfe, aber als der Krankenwagen endlich eintraf, war Ivane schon tot. Er hatte sich das Genick gebrochen und zahlreiche Verletzungen am ganzen Körper.
Seine Frau Lali Kharebashvili berichet, dass sie ihm das Blut abwusch und die Leiche für das Begräbnis herrichtete. Die Zapfen schenkte sie den Kindern, weil sie nichts von dem Erlös der Zapfen haben wollte, die den Tod ihres Mannes verursacht hatten.
Die Witwe bat uns, die Geschichte denjenigen zu erzählen, die von den Risiken profitieren, die die armen Leute eingehen – ohne Rücksicht auf ihre Sicherheit – und sogar an ihrem Tod verdienen. Niemand kam, um Lali zu fragen, was passiert sei. Lali Kharebashvili sagt: “Diese Leute begreifen gar nicht, wie groß der Verlust für unsere Familie ist, die 31 Jahre lang in Frieden und Liebe lebte. Zapfenpflücken müsste streng kontrolliert werden, und für die Pflücker müssten Sicherheitsmaßnahmen vorgeschrieben sein.“